Elsner Podcast Cover Folge #11 mit Christian GräweElsner Podcast Cover Folge #11 mit Christian Gräwe

Elsner Podcast Folge #11: KNX zwischen Komfort, Energieeffizienz und Sicherheitsstandards – mit Christian Gräwe

Worum geht’s in dieser Folge?

KNX ist seit über 30 Jahren das Rückgrat smarter Gebäude – doch wie zeitgemäß ist der Standard wirklich? Christian Gräwe, Systemintegrator, Geschäftsführer von NetYard und Beiratsmitglied bei KNX Deutschland, kennt die Antworten. Im Gespräch mit Bastian Elsner geht es um Komfort im Wohnbau, Energieeffizienz im Zweckbau und die wachsende Bedeutung von Sicherheitsstandards wie KNX Secure.

Christian erklärt, warum KNX nicht nur Komfort liefert, sondern echte Nachhaltigkeit ermöglicht – von smarter Heizungssteuerung bis CO2-Reduktion. Außerdem spricht er über typische Missverständnisse, Best Practices in der Planung und die aktuellen Herausforderungen für Fachplaner zwischen Cyber Security, ESG-Reporting und steigenden Nutzererwartungen. Eine Folge für alle, die verstehen wollen, warum KNX auch nach 30 Jahren aktueller ist denn je – und wie man typische Fehler vermeidet.

Christian Gräwe

Zur Person

Christian Gräwe ist Systemintegrator, Unternehmer und KNX-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung in der Gebäudeautomation. Als Vorstand der netyard AG in Düsseldorf realisiert er Projekte auf Basis von KNX, Modbus und BACnet – von privaten Smart Homes bis hin zu komplexen Zweckbauten für öffentliche Auftraggeber.

Seine Laufbahn begann im Kundenservice der bluvo AG, bevor er mit der LogiSystems GmbH sein erstes eigenes Unternehmen gründete. Seit 2015 baut er mit netyard ein Systemhaus auf, das für praxisnahe Lösungen, hochwertige Inbetriebnahmen und eine enge Zusammenarbeit mit Bauherren und Planern steht. Als Beiratsmitglied von KNX Deutschland e.V. engagiert er sich zudem für die Weiterentwicklung des Standards. Seine Mission: Gebäudeautomation soll zuverlässig funktionieren, Mehrwert für Nutzer schaffen und den Weg in eine energieeffiziente Zukunft ebnen.

Portrait von Christian Gräwe auf grünem HintergrundPortrait von Christian Gräwe auf grünem Hintergrund

Transkript der Folge #11

Veröffentlichungsdatum: 24. April 2025

[00:02] Bastian Elsner:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von "Menschen, Lebensräume und Technik", einem Podcast von Elsner Elektronik. So schnell kann es gehen, die zweite Staffel ist da. Ich bin Bastian Elsner und wenn du dachtest, die erste Staffel war schon spannend, dann schnall dich besser an! Denn wir starten direkt durch mit neuen Themen, neuen Gästen und tiefen Einblicken in die Zukunft so richtig smarter Gebäude.

Heute geht es direkt los mit einer spannenden Frage: Ist KNX wirklich die Zukunft, wie ich so gern behaupte oder doch schon überholt? Mein Gast Christian Gräwe kennt die Antworten. Wir sprechen darüber, wo KNX wirklich glänzt, wo es vielleicht auch mal an seine Grenzen stößt und wie sich die Gebäudeautomation weiterentwickeln muss.

Also grünes Kabel gecheckt, die Gruppenadressen haben wir auch vergeben, dann können wir in die erste Folge der zweiten Staffel von "Menschen, Lebensräume und Technik" rein starten. Ein Podcast von Elsner Elektronik. Mein Name ist Bastian Elsner und ich wünsche euch viel Spaß bei der zweiten Staffel.

Heute sprechen wir über ein Thema, das die moderne Gebäudeautomation maßgeblich prägt und zwar heute geht es wieder um eins meiner Lieblingsthemen: KNX. Mein heutiger Gast ist Christian, ein erfahrener Experte auf diesem Gebiet und wir haben heute einiges miteinander zu besprechen. Wir möchten über die Grundlagen von KNX gehen. Ich werde ihn über seine Best Practices ausquetschen und wir sprechen über die Herausforderungen und auch wie sich unser Standard in Zukunft weiterentwickeln wird.

Christian, schön, dass du da bist. Herzlich willkommen.

[01:53] Christian Gräwe:
Tja, danke Bastian. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier sein darf und ich bin gespannt, was mich erwartet. Und jetzt fangen wir mal an.

[02:02] Bastian Elsner:
Perfekt, so machen wir es.

Ich würde auch gleich mal die erste Frage lostreten:  Christian, kannst du uns vielleicht ganz kurz erklären und das war lustigerweise auch ein Feedback, was ich nach einer Folge mal gehört habe. Hey, ich höre deinen Podcast total gerne an, aber ich weiß gar nicht, was KNX ist. Vielleicht kannst du uns als Experte aus deiner Warte vielleicht einfach mal kurz erklären, was ist genau KNX und warum ist es so wichtig für die Gebäudeautomation?

KNX einfach erklärt – was steckt hinter dem Bussystem?

[02:28] Christian Gräwe:
Also KNX ist ein Bussystem, was quasi alle Gewerke in einem Gebäude miteinander vernetzt und somit quasi alle Gewerke steuert. Bedeutet im Großen und Ganzen, wir haben zum Beispiel jetzt einen Lichtschalter, der schaltet das Licht. Der kann aber auch zum Beispiel über seine LEDs den Status von der Wetterstation darstellen oder die Jalousien werden automatisch hochgefahren, wenn ein Windgrenzwert überschritten wird oder die Heizung ist ein ganz großes emotionales Thema.

Auch wird automatisch gesteuert und alles teilweise mit nur einem Gerät, nämlich vielleicht nur den Lichtschalter, der an der Wand verbaut ist. Das heißt, wir haben, wie ich immer sage, eine sehr schöne ästhetische Lösung mit wenig Produkten an der Wand und den ganzen Komfort, was damit einhergeht. Das bedeutet KNX: Ein vernetztes Bussystem.

[03:18] Bastian Elsner:
Wunderbar, das ist eine schöne Definition. Die nehme ich mit, wenn ich das nächste Mal gefragt werde, was eigentlich KNX ist.

Jetzt hört sich das für mich so an, als ob KNX eigentlich in jedes Gebäude den Einsatz findet. Also gerade eine Jalousie-Steuerung haben wir in Deutschland ja in sehr, sehr vielen Gebäuden. Licht ist eigentlich in jedem Gebäude. Eine Heizung sollte auch jedes Gebäude haben. Aber wie siehst du das? Welche Branchen oder welche Gebäudetypen profitieren am meisten von KNX?

Wohnbau vs. Zweckbau: Wo KNX seine Stärken ausspielt

[03:44] Christian Gräwe:
Ich denke mal, wir unterscheiden wirklich im Wohnbau. Da haben wir natürlich den gehobenen Standard. Dort spielt der KNX einfach seine Karten aus. Wir haben unheimlich viel Komfort, wir haben schöne Taster, wir haben ästhetisch sehr tolle, designte Produkte, die einfach toll aussehen und die auch Spaß machen, sie zu bedienen. Wir haben schöne Touch-Displays, man kann alles ganz toll irgendwie darstellen, es wird animiert, das ist wirklich toll.

Die große, meiner Meinung nach wirklich Riesenkarte spielt aber der KNX im Bereich Zweckbau oder Gewerbebau aus, weil gerade in großen Anlagen, in Hotels zum Beispiel oder in Industriehallen, Industrieanlagen, Gewerbegebäude, Bürogebäude. Das sind genau die Anlagen, wo auch eine Energieeffizienz eine Rolle spielt. Und da spielt halt KNX wirklich alle Karten aus, was es kann.

Wir können die Heizungssteuerung bedarfsgerecht steuern. Das heißt, die Heizung oder die Klimaanlagen müssen nur laufen, wenn auch wirklich da jetzt gerade jemand im Büro ist und nicht einfach mal, weil sie eingeschaltet wurden und dann vor sich hin plänkeln. Und das ist, denke ich, meiner Meinung nach einer der größten Vorteile, den wir da haben.

[04:57] Bastian Elsner:
Wenn ich jetzt an Gebäudeautomation denke, da wird ja ganz oft so eine grundlegende Unterscheidung eigentlich gemacht. Da kann man ja, wenn man sich ein Gebäude mit automatisieren möchte, gibt es zwei grundsätzliche Ansätze. Ich kann es entweder so richtig intelligent machen, wie du es eben beschrieben hast, aber da gibt es auch eine Alternative, die tatsächlich noch in sehr, sehr vielen Gebäuden Einzug findet, was ich ehrlich gesagt ein bisschen schade finde, weil wir haben ja eigentlich schon eine bessere Lösung. Die gibt es.

Das Thema, auf das ich hinaus will, ist intelligent und konventionell. Ich habe mir natürlich deine beziehungsweise eure Website NetYard angeschaut und da spricht ihr von verschiedenen Ansätzen der Gebäudeautomation.

Kannst du vielleicht so ein bisschen abreißen, was sind die Vor- und Nachteile von Smart Living im Vergleich zu konventionellen Elektroinstallationen? Ich würde jetzt von Smart Living sprechen, wenn dann Bussystem und eben alle Gewerke miteinander verknüpft sind und miteinander sprechen. Das ist für mich Smart oder auch Intelligent Living und die Alternative dazu wäre im Prinzip eine konventionelle Elektroinstallation.

Smart Living oder konventionell? Die wichtigsten Unterschiede

[06:01] Christian Gräwe:
Also der größte Vorteil liegt natürlich im Komfort, wenn wir jetzt im Smart Living Bereich schauen, also im Wohngebäude. Wir kommen nach Hause, die Alarmanlage wird quasi automatisch ausgeschaltet. Es wird die Lichtszene eingeschaltet, die wir am liebsten haben.

Es wird vielleicht Musik dazu eingeschaltet. Also alles das, was ich jetzt zu Hause durch verschiedene Klicks machen muss. Ich komme rein, schalte Licht ein, mache die Musik an, fahre die Jalousie hoch oder runter oder was auch immer.

Und das kann ich quasi komplett automatisieren, indem einfach nur mein Finger zum Beispiel erkannt wird, mit dem ich die Tür öffne. Die Anlage sieht es. Aha, da kommt der Christian nach Hause. Der möchte das und das und das haben. Seine Wohlfühltemperatur ist 21 Grad und das wird komplett einfach eingestellt. Ich muss mich eigentlich um nichts mehr kümmern. Das ist meine Form von Definition im Smart Living Bereich.

[06:52] Christian Gräwe:
Kannst du es vielleicht noch ein bisschen abgrenzen, weil die Alternative wäre dann ja das ganze konventionell zu machen. Also ich habe vernommen, da müssen wir die einzelnen Schalter drücken. Aber ich würde gerne noch auf einen anderen Aspekt eingehen, weil wir haben ja wirklich einen enormen Energiesparfaktor durch Smart Living Anwendungen. Da können wir einfach mehr sparen als mit konventionellen Systemen. Und ein Gebäude, das mit einem Bussystem ausgestattet ist, das ist ja in erster Linie auch mal ein Investment und kein Kostenblock. Und ein Investment macht man nur, wenn man eine Wertsteigerung durch etwas erwartet. Könntest du darauf noch ein bisschen eingehen, warum das denn wirklich so viel Sinn macht, auf KNX zu setzen, wenn man eben das eigene Gebäude wirklich nochmal aufs nächste Level heben möchte, aus der Automatisierer-Brille gesehen?

[07:38] Christian Gräwe:
Wir können natürlich unsere Verbraucher bedarfsgerecht steuern. Das ist der größte Vorteil, den wir natürlich haben. Ich sagte es ja gerade schon im Gewerbebau genauso.

Wir steuern, nehmen wir mal die Heizung als Beispiel, dann wenn wir sie auch wirklich benötigen in der Form oder wenn zum Beispiel das Auto geladen werden muss. Und dann können wir auch noch definieren, was ist jetzt wichtiger. Angenommen, wir erzeugen eigene Energie auf dem Dach und wir haben jetzt die Energie in unserer Batterie und da stehen jetzt, sage ich mal, 10 Kilowattstunden zur Wahl. Was möchte ich damit machen? Möchte ich damit jetzt die Heizung zum Beispiel betreiben oder möchte ich damit jetzt das Licht schalten oder was möchte ich damit machen? Man kann es wirklich bedarfsgerecht steuern in dem Moment, wo ich es brauche.

Aber wenn ich jetzt weiß, ich fahre gleich wieder weg, dann muss ich ja nicht großartig die Heizung hochfahren. Das macht ja gar keinen Sinn, wenn ich jetzt gleich wieder los bin. Wenn ich aber weiß, ich muss erst übermorgen wieder losfahren und kann das Auto bis dahin einfach mal stehen lassen, dann nehme ich die Energie und nutze für irgendwas anderes.Und das geht natürlich auch vollautomatisiert. Man muss es natürlich einmal anlegen. Ich muss dem System einmal sagen, was jetzt so meine Wünsche sind. Ich muss einmal natürlich eine ganz klare Einstellung vornehmen, was jetzt gerade das Wichtigste für mich in dieser Situation ist. Das Haus kann ja keine Gedanken lesen, logischerweise. Das muss ich eben schon irgendwie mitteilen. Aber danach muss ich nichts mehr machen, außer einmal irgendwo in der Visualisierung draufklicken.

[09:01] Bastian Elsner:
Und dann, wenn man es noch richtig schön visualisiert, einfach per Drag und Drop im Prinzip die Prioritäten verschieben. Und wenn ich eben eine Weile da bin, dann ist das E-Auto oder auch mal der Warmwasserspeicher zum Beispiel die erste Priorität. Und da bietet KNX natürlich eine wahnsinnig mächtige Grundlage für modernes Energiemanagement. Aber ich glaube, wenn wir noch mehr in dieses Thema reingehen, dann sitzen wir morgen noch da, weil einfach so extrem viel möglich ist.

Ich würde gerne noch eine abschließende Frage stellen zu diesem Thema Intelligent versus konventionell: Du bist ja oft in Beratungsgesprächen, du sprichst oft mit Kunden, die vielleicht auch nicht so viel Ahnung von KNX haben und versuchst, das so ein bisschen zu erklären. Und ich mache das ja auch ab und zu, wahrscheinlich nicht so häufig wie du, aber selbst mir kommen häufig Missverständnisse, werden mir entgegengebracht oder auch Vorurteile, die ganz oft Kunden haben, wenn es um Smart Living oder intelligente Gebäudeautomation und KNX allgemein geht. Könntest du mal vielleicht ein oder zwei Missverständnisse teilen, die dir gefühlt bei jedem Gespräch einmal um die Ecke kommen?

Typische Missverständnisse über smarte Gebäudeautomation

[10:02] Christian Gräwe:
Also das Erste, was immer kommt, ist natürlich zu teuer oder funktioniert nicht. Das sind die beiden Argumente, die kommen teilweise leider, leider, leider schon vom Architekten. Ist nicht bös gemeint, aber so ist es tatsächlich, weil vielleicht mal in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gesammelt worden sind oder etwas hat nicht funktioniert oder ist nicht richtig umgesetzt worden und es gab einfach Probleme. Und das ist irgendwie immer schade, weil das System ist ja per se, macht ja genau das, was es machen soll, wie der Programmierer oder wie der Inbetriebnehmer es ihm sagt und nicht mehr und nicht weniger. Es ist digitale Technik. Und ich finde, das ist immer das größte Missverständnis. Und das kann man aber relativ gut auch erklären. Ich zeige das dann, wenn möglich, auch einmal, dass das auch gut funktionieren kann, so wie es zum Beispiel soll.

Heizung ist auch da wieder ein Riesenthema.Das ist immer so ein Argument. Ja, die Heizung ist kalt oder sowas in der Richtung hören wir immer wieder. Und das sind so ganz banale Fehler. Dann sind es manchmal Thermostate, die nicht richtig eingemessen worden sind oder dass einfach irgendwelche Betriebsmodis nicht richtig konfiguriert worden sind und die Anlage denkt, da ist gerade keiner, obwohl man zu Hause ist. Und dann guckt man mal in die Parameter-Einstellungen und sieht, oh ja, guck mal, die ist im Standby. Dann kann auch keine Wärme kommen. Da muss man sich natürlich die Frage stellen, warum ist sie das? Und das sind natürlich so Themen, da muss man einfach ein

[11:27] Bastian Elsner: Ja, da würde ich mitgehen. Das sind auch Themen, die werden oft an mich herangetragen und ich bin auch froh, dass wir die Möglichkeit haben, auch hier mit im Podcast so ein bisschen mit den Vorurteilen und Missverständnissen ein bisschen aufzuräumen und hier aus dem Nähkästchen plaudern können. Christian, ich bin ja jetzt ein paar Jährchen jünger wie du. Wir kommen aus anderen Generationen und ich glaube, für meine Generation ist ein Thema extrem wichtig und das ist für mich die Nachhaltigkeit. Und wenn ich da bei uns an die Branche denke, hängt die Nachhaltigkeit für mich ganz stark mit der Energieeffizienz zusammen, die wir durch unsere Produkte oder durch KNX-Systeme unter anderem ermöglichen. Und ich denke auch in der heutigen oder in der modernen Bauplanung ist Nachhaltigkeit einfach ein immer wichtig werdender Punkt. 

Könntest du mal aus deiner Warte erklären, wie beeinflusst die Gebäudeautomation und KNX die Nachhaltigkeit von modernen Gebäuden oder von moderner Gebäudeautomation?

[12:28] Christian Gräwe:
Also die größte Nachhaltigkeit haben wir einfach in der Aufnahme der Energie. Das muss man einfach mal sagen. Wir steuern Energie. Wir haben mehrere Energieformen, die wir im Gebäude haben. Zum einen natürlich die eigene, die wir teilweise auf dem Dach erzeugen durch die PV-Anlagen oder durch die Primär-Energiezuführung, die wir halt durch den Netzanbieter bekommen. Und meine Form von Nachhaltigkeit ist es immer, so effizient wie möglich mit dem Thema umzugehen. Und das haben wir alle in den letzten Jahren erlebt, was passiert. Und da haben wir halt die größten Möglichkeiten.

Und was auch eine Form von Nachhaltigkeit ist, ist natürlich die Geräte. Wir haben viel weniger Geräte für den gleichen Zweck. Sagte ich ja gerade, dass wir teilweise nur ein Produkt pro Raum haben, was quasi alles macht. Es schaltet nicht nur Licht und Analogie, sondern es misst die Temperatur. Wir können die CO2-Werte erfassen. Wir können Feuchte erfassen. Und diese Werte können wir natürlich an die einzelnen Gewerke übergeben. Das machen wir dann teilweise direkt über den Kernex oder aber über eine Schnittstelle, zum Beispiel Modbus. Je nachdem, was halt die Gegenseite gerade spricht. Aber das Schöne ist ja, wir können es. Wir haben es. Wir haben die Möglichkeiten. Wir können es einfach machen.

[13:38] Bastian Elsner:
Ich würde gerne noch eine Energieform ergänzen, die ich jetzt gerade bei deinen Ausführungen noch nicht gehört habe. Da würde ich gerne über den Wärmeeintrag sprechen. Und zwar über den, ich sag mal, über den sommerlichen Hitzeschutz und den winterlichen Wärmeeintrag, wie gut man den nutzen kann. Weil wie wir Energie über die PV-Anlage machen können, können wir natürlich auch ein Stück weit die Heizung entlasten. Das muss ich jetzt sagen, wenn als Hersteller das Steckenpferd die Wetterstation ist. Da muss natürlich noch so ein Kommentar kommen. Hast du vielleicht noch ein ganz konkretes Beispiel, so eine Best Practice vielleicht, wo ein KNX System wirklich signifikant Energie und Kosten eingespart hat? 

[14:12] Christian Gräwe:
Ja, natürlich. Das können wir machen. Auf jeden Fall machen wir auch immer. Auch da greifen wieder die Jalousien. Wir wissen alle, Sonne bringt Licht und Wärme mit. Und wenn wir zum Beispiel einen großen Glasfassaden, ich meine, wir haben es ja gerade hier bei dir im Büro unheimlich viel Glas, was toll ist. Aber im Sommer hat es halt den kleinen Nachteil, die Sonne scheint rein und es wird sehr schnell sehr warm. Das gleiche passiert auch im Winter tatsächlicher weise. Und da können wir die Heizung natürlich entlasten. Also wir können quasi die Jalousien so stellen, dass die Sonnenstrahlen wirklich ins Gebäude hineingelenkt werden. Dann treffen die quasi innerhalb des Gebäudes, der Gebäudehülle, also im Büro selbst auf den Boden, auf den Fußboden, auf die Wände, auf die Gegenstände und dort wird Wärme erzeugt letzten Endes. Das entlastet die Heizung. Zu guter Letzt muss man einfach sagen, das Raumthermostat nimmt Lufttemperatur warm. Also war, woher die jetzt kommt, ist ihm erstmal egal. Es misst 21 Grad. Ob es jetzt durch die Sonne kommt oder durch die zugeführte Primärenergie, die Heizung, ist ihm erstmal egal. Fakt ist, wenn wir die Temperatur erreicht haben, wird die Heizung in dem Moment ausgeschaltet. Weil das ist das, was das System machen kann. Es kann nicht die Sonne ausschalten. Das können wir auch, wenn es zum Beispiel zu warm ist, fahren wir die Jalousien zu. Dann lassen wir die UV-Strahlen draußen.

[15:30] Bastian Elsner:
Und genau das ist wieder ein riesiger Pluspunkt für KNX. Weil wie du in deiner Einleitung schon erklärt hast, wir verknüpfen hier gerade Gewerke. Und im allerschlimmsten Fall spricht der Fassadenbauer nicht mit dem Heizungsbauer. Die beiden Systeme sprechen nicht miteinander. Da wären wir schon wieder in der konventionellen Welt. Der Anspruch von KNX ist da einfach ein bisschen anderer, um das nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen. Wir können nur den Hebel der Energieeffizienz nutzen, wenn auch wirklich alle Gewerke miteinander sprechen. Das machen die in der Tat nicht.

[15:59] Christian Gräwe:
Also es gibt ganz wenig Gewerke, die sich wirklich mal unterhalten oder auch im Vorfeld mal treffen. Das ist so meine Erfahrung. Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Ich will nicht über alle sprechen oder über alle jetzt mit einem Kammstern, wie man bei uns so schön sagt. Aber wir haben das ganz, ganz, ganz oft, dass einfach das Gewerk A nicht mit dem Gewerk B spricht. Und dann kommt immer der lustige Spruch. Ja, da kommt ja am Ende der Programmierer und er macht das dann alles, dass alles funktioniert.

[16:22] Bastian Elsner:
Okay, Christian, ich würde gerne in die nächste Frage reingehen. Und zwar, ich habe jetzt auch schon das Feedback bekommen, dass sich einige unserer Zuhörer gerade damit auseinandersetzen, wenn ich selber KNX Projekte abwickeln möchte, wie starte ich damit am besten? Deswegen, welche Best Practices würdest du empfehlen für alle, die Interesse daran haben oder gerne die ersten Schritte in Richtung Gebäudeautomation mit KNX machen wollen? Wo startet man da? Was ist der Startpunkt?

Best Practices für erfolgreiche KNX-Projekte und typische Planungsfehler


[16:56] Christian Gräwe:
Also natürlich würde ich immer sagen, holt euch Hilfe. Also holt euch wirklich jemanden zur Seite, der das wirklich schon mal gemacht hat. Ein Systemintegrator. Und viele Hersteller, ihr auch, habt Systemintegratoren, die könnt ihr da empfehlen, wenn die Leute sich bei euch melden und sagen, hey, wir wollen hier gerade das und das. Wer kann das machen? Und das wäre auch immer meine erste Wahl. Das Thema ist, man verrennt sich da so ein bisschen. Und wenn man ein Gebäude plant, typischerweise erstmal auf dem Blatt Papier, da kommen tausend Ideen, man wirft erstmal alles rein und am Ende ist es dann doch irgendeine Kleinigkeit, die fehlt oder zum Beispiel bei großen Fassaden, nehmen wir da mal als Beispiel einen Fassadenwächter.

Das ist eines der ersten Produkte, was in der Planung komplett weg geht. Das ist einfach nicht da. Dann kommen wir daher und sagen, hm, das ist aber ein großes Gebäude, hat 5, 6, 7 Etagen, ist lang, wie wärs da mal mit einem Fassadenwächter? Und dann guckt der Elektriker uns mit großen Augen an und sagt, ja, da liegt aber keine Leitung, weil es hat effektiv nie einer dran gedacht. Und das ist mal so mein Tipp, holt euch bitte Hilfe.

Also wenn ihr ein Gebäude plant, wenn ihr ein Gebäude bauen wollt oder irgendwas machen wollt oder verändern wollt, umbauen, dann sprecht mit Leuten, die das schon mal gemacht haben. Und es ist so ein bisschen meine persönliche Erfahrung, klar Architekten sind super und es gibt auch wirklich verdammt gute Architekten, muss man wirklich dazu sagen, aber es gibt auch einfach Architekten, die können ganz tolle Häuser designen vom Aussehen her. Und die wollen erstmal keine technischen Geräte irgendwo sehen. Das ist das Erste. Und das Zweite ist, die denken da selbst nicht dran, weil sie es auch irgendwie nicht wollen. Das ist nicht deren Bereich. Sondern gibt es dann die Fachplaner, die machen dann zwar auch ganz tolle Planung, aber das sind manchmal so Kleinigkeiten.

Und wir von der System-Integration, wir unterhalten uns ja wirklich mit dem Bauherrn. Das heißt, wir versuchen hier die Wünsche des Bauherrn zu erfahren und versuchen diese dann umzusetzen und zwar so, wie er sich das wünscht. Und dann können wir natürlich auch darauf eingehen, so früh wie möglich, dass dann auch die dementsprechenden Leitungen da gelegt werden, weil letzten Endes, das braucht es. Wir brauchen irgendwo eine Leitung.

[19:03] Bastian Elsner: 
Also meine nächste Frage wäre gewesen, was sind denn so die typischen, ich sag mal Anfängerfehler, wenn wir an KNX denken? Ich habe es jetzt schon ein bisschen rausgehört. Es fängt eigentlich schon bei der Planung an, oder?

[19:12] Christian Gräwe:
Ja, so früh wie möglich, bitte. Wir haben das auch schon mal gehabt. Dann haben die konventionell angefangen und haben aber gesagt, ja, wir wissen noch nicht genau, ob wir jetzt wirklich mit KNX und dann haben wir mal zur Sicherheit überall noch eine konventionelle Leitung hingelegt und eine Busleitung und am besten noch eine Netzwerkleitung. Und dann, ja, irgendwie habe ich mir gedacht, gut, für das ganze Geld, für das ganze Kupfer, was du jetzt hier in die Wände rein geschmissen hast, hättest du eigentlich auch irgendwie schon fast deine Lösung gehabt. Aber gut, sei es drum.

Nein, also wirklich so früh wie möglich mit dem Thema auseinandersetzen, so früh wie es nur irgendwie geht, sich damit beschäftigen. Es geht los mit dem Raumbuch. Schreibt es euch auf, was wollt ihr machen in den Räumen? Was soll damit geschehen? Sollen Präsenzmelder eingesetzt werden? Ja, nein. Was sind die Vorteile? Was sind die Nachteile? Auch da, wo ich es gerade gesagt habe, Präsenzmelder. Wenn ich sage, macht bitte in jenem Raum Präsenzmelder, dann kommt immer sofort das Gegenargument, ach, das braucht es doch gar nicht. Weil die denken ja, der macht das Licht ein und schaltet es wieder aus. Dann sage ich ja, aber der Präsenzmelder kann ja auch nur einschalten oder nur ausschalten oder der schaltet zum Beispiel auch nur, wenn es 23 Uhr Heiligabend ist, wenn wir wollen. Also wir können ja die unmöglichsten Sachen, sage ich mal, können wir irgendwie dem sagen. Genau. Und das ist halt das Schöne. Und daran denken die Leute nicht.

Wo wir unser Haus renoviert haben damals oder gebaut haben, da habe ich auch wirklich in jedem Raum Präsenzmelder, Bewegungsmelder etc. PP eingebaut. Und wir haben tatsächlich im ganzen Haus 14 Lichtschalter verteilt. Und wenn man jetzt mal guckt, wie oft man die benutzt oder wie oft eigentlich nicht, das wäre die spannendere Frage tatsächlicherweise. Und vor allem, welche Lichtschalter wirklich überhaupt mal ab und zu genutzt werden. Das ist vielleicht mal der im Badezimmer oder der bei mir am Bett sowas. Das sind so die klassischen Sachen. Ansonsten geht es automatisch.

[21:09] Bastian Elsner:
Ich finde es auch total spannend, wie da so ein bisschen die Philosophien an Gebäudeautomation auseinandergehen.

Es gibt ja, sage ich mal, der eine, der will am liebsten überhaupt gar keine Schalter haben und alles über Sensorik lösen, die dann eben so richtig smart ist. Ich persönlich zum Beispiel, ich finde es immer gut, wenn ich noch einen Schalter irgendwie über den Binärkontakt zum Beispiel in All-Off einbinde. Das gefällt mir immer noch sehr gut. Ich glaube, da bin ich ein bisschen Oldschool unterwegs im Vergleich zu anderen in der Branche. Vielen Dank für die Tipps und auch mal das Abreißen der typischen Fehlern.

Was ich jetzt auch noch vernommen habe, was du beim zweiten Mal nicht mehr gesagt hast, ist so schnell wie möglich ein Systemintegrator mit an Bord holen. Das würde ich da gerne noch ergänzen an der Stelle. Wir haben jetzt ja schon so ein paar Stolpersteine, die in der Praxis auf einen zukommen können. Was würdest du denn sagen, sind die größten Herausforderungen, denen sich Fachplaner und Installateure aktuell bei der Implementierung von KNX-Systemen stellen müssen?

Sicherheit im Fokus: KNX Secure, OT-Netze und neue Vorgaben

[22:07] Christian Gräwe:
Oh, da gibt es sehr viel. Im Moment ist wahnsinnig viel los da draußen. Also jetzt muss man erst mal unterscheiden, in welchem Bereich ist der Fachplaner tätig. Haben wir jetzt ein Einfamilienhaus, also Smart Living, dann reden wir über die Wünsche der Bauherren, Komfort. Oftmals ist es leider so, dass die Planer eher ihre Wünsche realisieren wollen als die Wünsche der Bauherren. Ist so ein bisschen Gang und Gäbe leider, leider. Wenn man jetzt in den Zweckbau guckt, da haben wir gerade eine ganz neue Situation am Markt. Die ist relativ jung, die ist relativ neu. Ich beschäftige mich da jetzt seit einiger Zeit sehr ausgiebig mit. Das ist das ganze Thema Sicherheit. Und das geht los bei den Netzwerken, also bei den sogenannten OT-Netzen, die, glaube ich, die wenigsten überhaupt mal bis jetzt auf dem Schirm hatten. Wir kennen alle IT-Netze. Ja, die kennen wir. Aber OT-Netze, also das Gebäudenetz, das Netz für eine Gebäudeautomation und die dazu notwendige IT, die notwendig und erforderlich ist, um das Gebäude als solches zu betreiben. Stichwort Kritis und alles sowas. Das hatten wir jetzt ja in der Pandemie.
Das ist gerade die Riesen Herausforderung, die die Fachplaner für derartige Gebäudetypen haben, weil da kennen die sich teilweise überhaupt nicht mit aus. Das ist ein ganz spannendes Thema.

[23:30] Bastian Elsner: Ich meine, hier ändert sich doch auch total viel in einer rasenden Geschwindigkeit. Ich habe jetzt, wenn ich deine Ausführungen anhöre, dann denke ich als erstes natürlich KNX Secure. Aber ich denke auch an Bugnet Secure. Ich denke an den Cyber Resilience Act, Cyber Security Act. Das sind so viele Themen, die in den letzten Jahren angefangen haben, so richtig rumzuschwirren. Und jetzt kommt es aber in die Anwendung rein.

 [23:41] Christian Gräwe:
Das ist nicht nur KNX Secure. KNX kann es. Das ist das Gute. Wir haben KNX Secure im Gegensatz zu anderen Bussystemen. Also KNX ist auch da wieder, man kann sagen, mit einer der Vorreiter, wir haben die Technologie, wir können sie nutzen.

Aber es ist nicht nur ein Häkchen setzen in der ETS und dann sagen wir Secure. Es sind unheimlich viele Faktoren, die mit reinfließen. Wir haben ja einmal, du sagtest es gerade, den Cyber Resilience Act.

Wir haben zum Beispiel für Finanzwesen, wenn man ein Gebäude baut für Banken oder sowas in Richtung, die irgendwie im Bereich Finanzwesen arbeiten, da haben wir dann DORA, die dafür zuständig sind. Und das sind halt Anforderungen, die da gerade auf die Planer hinzukommen. Das haben die teilweise noch nie gehört.
Und jetzt müssen die sowas planen oder sollen sowas planen. Und das ist meiner Meinung nach gerade die spannendste und auch die größte Herausforderung. Oder zum Beispiel die ganze Netzwerktechnik.

Stichwort Türkommunikation als Beispiel, um jetzt mal eins zu nennen. Wir haben große Wohngebäude, da wohnen ganz viele Menschen. Da ist eine sehr große Türsprechanlage drin. Das muss alles vernetzt werden. Die Leute wollen natürlich eine Qualität wie am Smartphone haben. Das wird irgendwie stillschweigend vorausgesetzt. Das heißt, die Displays, die dann irgendwo in den Wohnungen hängen, die schalten nicht nur das Licht oder sie, sondern auch die Türsprechanlage. Und bitte doch in einer Top-Auflösung, in einer Top-Qualität, wo ich mich dann mal frage, Mensch, was machen die da in der Türkommunikation? Unterhalten die sich da zwei Stunden mit dem Nachbarn? Wie geht's dir? Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Aber das sind so die Anforderungen, die tatsächlich einhergehen.

Und die größte Bedrohung und der ein oder andere lacht da gerade aktuell drüber, aber das ist ja passiert schon tatsächlich auf der Welt. Wenn so ein Hotel auf einmal gehackt wird und dann hast du das Hotel voller Gäste und die können das Licht nicht mehr einschalten, weil irgendeiner sich darauf geschaltet hat, hat man eben ganz kurz die Anlage verschlüsselt und dann geht ja nichts mehr. Und genau das ist das Stichwort in dem Punkt.

Also die Netze, diese sogenannten OT-Netze müssen geschützt werden. Und du kannst damit echt richtig Ärger machen.

[25:36] Bastian Elsner:
Ich würde gerne dazu noch kurz was ergänzen. Ich habe diese Woche einen super coolen Begriff kennengelernt und zwar der nennt sich die hedonistische Tretmühle. Es hört sich jetzt super weit weg vom Thema an, aber es hat mich gerade daran erinnert, dass sich eben Nutzer auch an neue Standards sehr, sehr schnell gewöhnen. Und wenn du so einen extrem hohen Standard die ganze Zeit, also ein Touch-Display im Prinzip in der Hosentasche rumträgst, dann gewöhnst du dich dran. Und alles, was nicht mehr diesem Standard entspricht, ist weiter unten. Und wenn jetzt die Displays in der Hosentasche noch besser werden, dann überträgst du diese Anforderungen wieder auch auf Touch-Paneele, die zum Beispiel an der Wand hängen.

Das macht für uns Hersteller natürlich eine entsprechende Herausforderung. Und dieses Phänomen, dass ich mich immer an die nächst bessere Qualitätsstufe oder den nächst höheren Standard gewöhne, das nennt man die hedonistische Tretmühle. Und da ist es mental total schwer, sich daraus zu befreien und zu sagen, okay, gut, das eine ist jetzt ein Touch-Display, das an der Wand hängt. Für einen ganz anderen Zweck wird es mein Handy, das ich die ganze Zeit mit rum trage. Aber im Kopf ist der Anspruch an beide eher dasselbe. Müssen wir auch in Zukunft noch mehr mitarbeiten.


[26:39] Christian Gräwe:
Das ist ja auch genau das Problem, was wir immer wieder bei Kunden haben. Das ist genau dieser Punkt. Die Kunden kommen an und bauen sich irgendwie ein PC in der Wand als Touch-Display oder so ein bisschen oder ein Tablet von mir. Das können wir ja jetzt modernerweise nehmen und vergleichen das immer mit ihrem Smartphone. Nur mit einem Unterschied. Das Smartphone kriegen sie alle zwei Jahre im Regelfall neu. Es gibt wenig Menschen, ich zum Beispiel habe jetzt mein schon ein paar Jahre, weil es funktioniert. Ich komme damit klar, wunderbar. 

Aber die meisten tauschen es irgendwie alle zwei Jahre aus. Und genau dieser Ansatz, den setzen die in allem irgendwie gleich, was es in ihrem Umfeld gibt. Das geht ja teilweise hin. Es gibt auch Menschen, die kaufen sich alle zwei Jahre gefühlt ein neues Auto oder bauen auch regelmäßig alle fünf Jahre neu. Das gibt es auch. Das haben wir sogar. Wir haben Kunden, mit denen bauen wir gerade das dritte Haus in kurzer Zeit. Die dann immer wieder umziehen, weil die immer wieder neue Ideen haben. Die haben natürlich andere Sorgen. Das muss man auch mal dazu sagen. Aber der Kunde als solches vergleicht immer irgendwie, warum auch immer, alles mit dem Smartphone. Das heißt, Touch-Displays müssen so intuitiv und so schnell sein und die Qualität muss so gut sein. Und nur mit dem Unterschied, das hängt ja teilweise zehn Jahre drin im Gebäude und nicht zwei Jahre und wird dann ausgetauscht. Also wenn wir hingehen würden von der Gebäudeautomation und sagen würden so, das ist jetzt jeder Lichtschalter für die nächsten zwei Jahre. Danach kommt das Nachfolgemodell.
Da würden die Hersteller aber in die Hände klatschen. Also das wäre…

[27:59] Bastian Elsner: Ich würde das bei der nächsten Beratung auch ein bisschen mit wissenschaftlichen Inhalten zur hedonistischen Tretmühle versuchen und vielleicht dann das Bewusstsein schärfen. Vielleicht geht die Verhandlung dann in eine andere Richtung oder man kann auf mehr Verständnis hoffen. Das war jetzt auch schon eine super Überleitung zu meiner nächsten Frage.

Genau, die Trends in der KNX-Technologie. Wir haben jetzt ja gerade schon KNX-Secure angesprochen. Also es sind ja nicht wirklich Trends. Es sind ja eigentlich Themen, Antworten auf ganz konkrete Bedarfe, die wir einfach gerade haben. Ich würde die Fragen noch ein bisschen konkretisieren. Welche Trends siehst du in der KNX-Technologie, die in den nächsten Jahren besonders bedeutend werden?

Trends in KNX: Sprach-/Gestensteuerung & Ambient Assisted Living


[28:42] Christian Gräwe:
Ich hätte jetzt tatsächlich gesagt, das Thema Sicherheit wird kommen. Wird noch mehr kommen, weil es halt in unheimlich vielen Gebäuden zum Einsatz kommt. Aber die Frage, die sich da jetzt gerade stellt, ist es ein Trend oder ist es eine Zwangsläufigkeit?

Muss ich jetzt gerade mal wirklich sagen. Es gab Zeiten, da war es ein Trend. Da hieß es, wir müssen es machen, weil wir es machen müssen. Alle machen Secure. Wir reden überall von Verschlüsselungen. Machen wir jetzt auch mal, weil schön ist, gut ist, toll ist auch richtig.

Jetzt kommt aber der Aspekt gerade hinzu, dass wir es machen müssen. Und deswegen lassen wir das Thema mal außen vor. Ich denke mal einer der größten Trends, was aber in Zukunft kommen wird, wird tatsächlich die Sprachsteuerung sein. Also jetzt gehen wir mal wirklich auf Trends ein. Ich könnte mir vorstellen, dass es demnächst den Lichtschalter zwar immer noch gibt. Es wird auch noch vielleicht Präsenzmelder geben. Aber gerade für die Annehmlichkeiten wird das Thema Sprache oder Gestensteuerung unheimlich noch im Kommen sein. Das löst auch viele Probleme, muss man dazu sagen. Wir haben natürlich nicht nur den Komfort, den sehen wir jetzt gerade hier. Wir sitzen jetzt zwei Menschen gegenüber und wir reden von Komfort. Es gibt aber auch Menschen, für die ist das Thema Komfort gar nicht so wichtig, weil die können vielleicht gar nicht so, wie sie wollen. Die sitzen im Rollstuhl, haben irgendwelche Behinderungen. Für die ist das Thema wirklich Zweckmäßigkeit. Und dann kommt natürlich sowas wie Gesten oder auch Sprachsteuerung zum Einsatz. Das gibt es tatsächlich heute auch schon als online, als offline Version. Die meisten sind tatsächlich noch online. Da bin ich jetzt nicht so der größte Freund von. Es gibt aber auch schon mittlerweile offline Lösungen, sehr gute. Und ich denke, das sind so die nächsten Themen, die jetzt so kommen werden, weil sind wir mal ehrlich, ein Lichtschalter, ja, den gibt's, den gibt's in verschiedenen Formen, in Designs, mit Touch, ohne Touch. Der wird weiterentwickelt. Wir haben eine Haptik, wir haben ohne Haptik. Da gibt's alle möglichen Formen, Variationen. Das ist toll. Aber letzten Endes ist es ein Lichtschalter und oder ein Taster. Und ich denke, dass wir in dem Bereich noch ein bisschen tatsächlich aufholen können, wenn wir mal wirklich in den Bereich reinschauen, was es noch nicht gibt. Und das sind Gesten, Sprachsteuerung oder halt wer weiß, was noch kommt in der Zukunft.

[30:40] Bastian Elsner:
Das ist ein ganz spannendes Thema. Ich bin auch super gespannt. Ich habe leider die Kollegen von der Embedded World noch nicht gesehen. Aber das Thema Gestensteuerung für ein Krankenhaus zum Beispiel, wenn du irgendwie Orte hast, wo du jetzt nicht irgendwo hinfassen solltest und dann ist die Gestensteuerung natürlich was sehr, sehr Mächtiges.

Ich erinnere mich, letztes Jahr, das war Ende des letzten Jahres, da wurde ich zu den KNX Awards nach Italien eingeladen von den italienischen KNX Professionals. Und da haben die ganz viele Videos gezeigt von den Projekten, die sie dort für die KNX Awards quasi eingereicht haben. Und da war ein super, super spannendes Projekt mit dabei, ähnlich wie du es eben beschrieben hast. Ich denke, das würde unter die Kategorie Ambient Assisted Living. Ich würde versuchen, das jetzt noch mal auf Deutsch zu übersetzen. Vielleicht hast du da auch schon eine deutsche Bezeichnung, die du gleich noch unterstützend mir nennen kannst.

Und zwar, da geht es eben um das Thema, auch um wir haben eine extrem alternde Gesellschaft und ein hoher Wert von uns ist eben die Unabhängigkeit. Und in diesem Projekt war eben das Ziel, wirklich jemand, der im Rollstuhl sitzt, eigentlich nicht alleine leben kann, ein Leben alleine, ohne konstante Betreuung zu ermöglichen, durch Technologie. Und das ist eben das Ambient Assisted Living. Finde ich super, super spannend. Da geht es ja auch um Sensoren, die zum Beispiel eine Erschütterung, wenn jemand hinfällt, dass dann Alarm getriggert wird. Und das eben alles. Da haben wir mit KNX eine wahnsinnig gute Grundlage und Möglichkeit, diese Themen anzugehen.

[32:06] Christian Gräwe:
Ja, richtig, Bastian. Wir haben mit KNX eine Technik, die das könnte. Und wir haben sicherlich auch einige Hersteller, die da schon arbeiten, forschen und auch teilweise schon Produkte für haben.

Wir haben aber auch auf der anderen Seite, muss man tatsächlich da sagen, dass die gesetzlichen Vorschriften wenn du jetzt zum Beispiel ein Gerät, so hat man mir das damals mal gesagt, an die Hand gibst, was durch irgendwelche Sensoren feststellen kann, dass jemand gerade in einer Lage ist, die bedrohlich ist. Und im schlimmsten Fall passiert jetzt mal wirklich was. Dann wird auch sehr schnell die Frage gestellt. Aber da war ja ein Gerät, was das eigentlich machen sollte. Warum hat es nicht genau das getan? Und warum ist dann das passiert, was jetzt passiert ist? Warum konnte das nicht verhindert werden? Und das heißt, klar, die Technologie ist da und wir können es auch machen. Und da gibt es auch ganz tolle Ansätze. Es müssen aber auch die Rahmenbedingungen noch teilweise geschaffen werden für den Bereich. AAL oder MED Assist Living ist ein Thema. Es wird kommen und es betrifft uns alle, früher oder später.

Und ich bin sicher, dass die Technologie, ob es jetzt KNX ist oder auch noch andere Sachen, die werden uns da unterstützen. Und da wird noch eine Menge passieren. Und das ist aber auch ein Thema, das müssen die anderen Abteilungen, die halt die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die müssen auch noch ein bisschen angepasst werden. Da wird was kommen, bin ich fest von überzeugt. Weil irgendwann, wir können nicht alle in irgendwelche Pflegeheime später.
Das funktioniert irgendwann nicht mehr. Du sagtest es gerade, wir werden alle immer älter. Das ist ja auch grundsätzlich gut so. Aber es wird halt alles ein bisschen schwieriger im Alter.

[33:38] Bastian Elsner:
Ich sehe es auch so. Ich habe eben die große Hoffnung, dass die Technologie da wirklich die Unabhängigkeit bewahrt. Weil ich muss jetzt an meine Großeltern zum Beispiel denken, für die würde es nichts Schlimmeres geben, wenn sie ihre Unabhängigkeit irgendwie einbüßen müssten. Und ich habe einfach die große Hoffnung, dass die Technologie, wenn auch irgendwann die Rahmenbedingungen dazu passen, dass es da einfach in gewisser Weise ein schöneres Leben im Alter ermöglicht, wie das jetzt vielleicht möglich ist mit ganz vielen Heimen.

Vielleicht gerade noch mal auf die Richtlinien und dass auch die Rahmenbedingungen einfach stimmen müssen. Ich würde jetzt mal ein ganz anderes, neues Thema noch anschlagen, das mir aber noch sehr wichtig ist. Und zwar das ESG-Reporting und KNX. Also es gibt ja die EU-Richtlinie, das zum Beispiel von kommerziellen Gebäuden, dass die ESG-Berichterstattung gemacht werden sollte. Wie kann man das mit KNX in Verbindung setzen? Wie hilft KNX dabei?

ESG-Reporting mit KNX: Datenbasis für nachhaltige Gebäude

[34:35] Christian Gräwe:
Ja, ich korrigiere jetzt schon mal direkt ein ganz kleines bisschen das Thema. Du sagtest gerade sollte. Es gibt Firmen oder halt, denen es betrifft. Da stellt sich die Frage tatsächlich nicht, ob sie es machen wollen oder sollten, sondern sie müssen es machen. Das ist eine ganz einfache Geschichte. Und KNX kann dahingehend unterstützen, indem wir tatsächlich Werte quasi übergeben können. Wir haben Messwertgeber.

Nehmen wir mal zum Beispiel Energiemesser, Energiemessgeräte. Die können über das Protokoll KNX dementsprechend die Werte übergeben, sodass sie quasi von dementsprechenden Leitsystemen erfasst und protokolliert werden können. Da können uns natürlich KNX-Produkte sehr gut helfen, weil es unheimlich viele Gebäude gibt, die haben kein BACNet oder Modbus in der Verteilung, aber sie haben KNX in der Verteilung. Das heißt, wir können wirklich die Technologie nutzen, dementsprechende Sensoren einbauen, die zwangsweise erforderlich sind, um die Reporter zu erstellen. Also wir reden ja auch nur von dem E von ESG Reporting, also vom Environment, dass wir quasi aufnehmen, welche Energie aufwendig ist, um das Gerät oder die Abteilung, die Produkte zu betreiben, so wie sie sollen.

Dazu nutzen wir natürlich auch den KNX letzten Endes, um das einfach zu erfassen. Natürlich sagt jetzt der MSR-ler, hey, das können wir auch. Ja, aber dafür muss die Anlage verbaut sein. Und wir haben halt eine Menge Gebäude da draußen, wo das einfach nicht der Fall ist. Und das ist halt schön, dass wir da auch die Möglichkeiten haben.

[36:00] Bastian Elsner:
Natürlich damit natürlich auch durch KNX. Also manche sagen das ja fast ein bisschen vorwurfsvoll. Es ist alte Technik. Das gibt es schon seit 30 Jahren. Aber genau für die modernen Herausforderungen ist es eben super. Wir haben die Infrastruktur seit 30 Jahren und eben auch eine entsprechende Stückzahl oder eine entsprechende Anzahl an Gebäuden, die schon mit KNX ausgestattet sind.

[36:19] Christian Gräwe:
Ja, es ist immer wirklich spannend. Du sagst es ist ja gerade 30 Jahre oder über 30 Jahre jetzt.

Und ich erinnere mich immer sehr gerne daran, wo ich meine Ausbildung begonnen habe als Elektroniker Fachrichtung Betriebstechnik in der Industrie bei uns. Da hatten wir sehr viel Industrie Technik damals von Siemens und unsere Ausbilder. Die sagten dann, da kam gerade Instabus raus und hatten wir so ein paar von den Produkten irgendwann liegen. Und er sagte Ich hätte es nie vergessen, Herr Schneider. Das ist so ein neumodischer Kram, das wird sich nicht durchsetzen. Ich weiß wirklich nicht, ob er noch lebt. Ich würde es ihm wünschen. Keine Ahnung. Wenn ich ihn heute noch mal sehen würde, ich würde ihm gerne mal erklären, was ich so heute mache. Und das ist das. So fing es an. Das war 1990 oder 1991. Ich weiß nicht genau. Irgendwo da war das.

Und wo wir die Produkte damals hatten. Und das war irre. Natürlich, man hat es ein bisschen aus den Augen verloren. Logischerweise. Wir hatten dann andere Sorgen. Wir mussten erst mal unsere Ausbildung bestehen und danach haben wir erst mal gearbeitet. Und dann kam ja das ganze Thema IB und dann wurde es ja KNX und alles. Und es ist schon aber schon spannend. Und was du gerade sagtest. Ja, es ist alt. Ja, aber es ist noch da. Und wir sind. Das muss man auch mal sagen. Ja, es ist auf dem aktuellen Stand der Technik. Ich meine, wir konnten als Einheit der ersten Secure Es war da und wir konnten es auf einmal. Eswar ein schwieriger Weg. Ich habe es ein bisschen mitbekommen. Steinig und schwer, wie man so schön sagt. Aber es ist jetzt da und 30 Jahre sprechen da für sich.

[37:48] Bastian Elsner:
Genau. Und wir haben ja heute auch noch Anlagen. Die wurden vor 25, 28, 29 Jahren, wo wir auch noch EIB Geräte verbaut haben, die jetzt einfach ausgetauscht werden können. Wie geil ist das denn, dass wir einfach den 1 zu 1 Austausch machen können mit einer entsprechenden Auswahl über 550 Hersteller. Aber jetzt muss ich ein bisschen langsam machen mit der Selbstbeweihräucherung von unserem Lieblingssystem.

[38:12] Christian Gräwe:
Es ist aber wirklich so. Also wir haben ganz oft. Muss ich jetzt einfach sagen, die Anforderungen. Ja, wir haben das damals eingebaut. Können wir das dann heute noch irgendwie reparieren? Geht das denn noch? Und dann sage ich ja. Und zwar immer noch genauso wie früher.

[38:24] Bastian Elsner:
Und das funktioniert. Wir haben vorhin auch über die Tipps gesprochen. Vielleicht noch ein Tipps an alle. Hier im Süden würden wir Häuslesbauer sagen. In anderen Teilen von Deutschland eher Bauherren. Ein großer Tipp ist zum Beispiel auch, wer sich Gedanken über KNX macht. Das Allerwichtigste ist erst mal die Infrastruktur. So ein KNX Kabel noch entsprechend ziehen zu lassen, wenn man eh die Infrastruktur macht. Das ist jetzt nicht so wahnsinnig der Kostenblock, aber ermöglicht natürlich wahnsinnig viele Möglichkeiten im Nachhinein auch noch zu ergänzen. Noch ein paar Funktionalitäten hinzuzufügen. Genau so viel nochmal dazu.

[38:58] Christian Gräwe:
Man muss sich da wirklich Gedanken zu machen. Es gab kleine Anekdote an dieser Stelle. Es gab vor nicht allzu langer Zeit einen, da hat ein wohl der Branche bekannter YouTuber sein Haus gebaut. Und ich habe es wirklich nicht im Detail verfolgt, sondern nur am Rande mitbekommen. Und der Schuss ist wohl mehr oder weniger nach hinten losgegangen. Das kann doch tatsächlich auch passieren. Leider Gottes.

[39:19] Bastian Elsner: Ich stand tatsächlich mit ihm im Kontakt. Ich habe ihn auch hier in den Podcast eingeladen. Aber es ist wirklich wahnsinnig schwer, mit ihm einen Termin zu finden. Aber über dieses Projekt hätte ich mich auch gerne mit ihm mit ihm unterhalten.

[39:29] Christian Gräwe:
Aber das war wirklich, man lacht jetzt darüber ein bisschen, obwohl das ist gemein und ich meine das jetzt auch nicht so gemein, wie sich das anhört. Aber das ist natürlich ein Paradebeispiel, wie es hätte nicht passieren dürfen. Aber das war wahrscheinlich einfach eine Kombination aus vielen Sachen. Einfach die falschen Leute zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ja, ich denke auch.

Anekdoten aus dem Feld: KNX-Projekte zwischen Erfolg und Herausforderung


[39:46] Bastian Elsner:
Christian, du hast uns eben schon ein bisschen was über deinen persönlichen Werdegang erzählt. Ich weiß, du hast schon viele Anekdoten mit mir geteilt. Wir arbeiten ja unter anderem im Beirat von KNX Deutschland zusammen. Abgesehen davon sehen wir uns auch eigentlich auf jeder Branchenveranstaltung, auf ganz vielen Messen. Und da freue ich mich immer, wenn du ein bisschen was von deinen Storys aus dem Feld erzählst. Wärst du gewillt vielleicht auch noch mal so eine Anekdote über ein ganz besonderes Projekt, das dir wirklich krass in Erinnerung geblieben ist, mit mir und unseren Zuhörern auch zu teilen?

[40:19] Christian Gräwe:
Oh gut, da weiß ich ja gar nicht, wo man anfangen und aufhören sollte.

Also wir hatten wirklich sehr tolle Projekte, muss ich sagen. Sehr, wie ich persönlich finde, sehr intuitive Projekte. Wie zum Beispiel, da haben wir uns mal drüber unterhalten, über eine Feuerwehrwache, eine große. Wenn ein Alarm ausgelöst wird von der Leitstelle, dass quasi in den richtigen Räumen das Licht eingeschaltet wird, dass die dementsprechenden Abteilungen quasi geweckt werden. Nachts in den Fluren, die benötigt werden, wird das Licht eingeschaltet. Die dementsprechenden Tore, wo die Einsatzfahrzeuge werden, hochgefahren. Die Ampel an der Straße wird auf rot geschaltet, dass die Feuerwehrautos sofort rausfahren können. Und zwar mit einem Klick.

Und zwar nicht die ganze Feuerwehr, also bitte die, die schlafen können und schlafen sollen, sollen ruhig weiter schlafen. Es sollen wirklich nur die Leute auch los, die jetzt auch wirklich dafür benötigt werden. Das war sehr spannend, wie ich finde. Das hat unheimlich Freude bereitet. Und wir konnten tatsächlich feststellen, dass durch diese Automatisierung einfach auch die Feuerwehrleute einfach schneller draußen waren. Also es gibt bei der Feuerwehr, war das so, die haben eine maximale Zeit. Ich meine, das waren 70 Sekunden. Da müssen die die Wagen auf der Straße sein. Vom Bett in den Wagen rein, 70 Sekunden. Boah, krass. Und die haben ja acht Minuten, müssen die am Ort sein. Das heißt, dann ist ja noch ein bisschen Fahrerei. Und jetzt sind wir hier in der Nähe von Stuttgart. Das ist keine kleine Stadt. Und deswegen gibt es hier auch so viele Wagen. Das machen die jetzt nicht, weil das so toll ist, sondern weil die einfach die Einsatzzeiten einhalten müssen. Und das war ein sehr spannendes.

Wir haben aber auch sehr schöne Projekte. Ich denke immer sehr, sehr, sehr gerne an Projekte, die wir in Monaco hatten. Da muss ich immer wirklich lachen. Da haben wir ganz tolle Sachen erlebt, wirklich tolle Sachen. Wo man wirklich heute mit dem Kopf schütteln würde und sagen würde, mein Gott, das gibt es nicht mehr. Also aber das, das, das waren wirklich Sachen, Momente, also bis hin zum Helikopter, wo wir abgeholt worden sind, wo wir dann wirklich da eingeflogen worden sind. Und das hat echt Spaß gemacht. Das sind natürlich die tollen Seiten, die wir haben. Aber wir haben natürlich auch echt Anlagen, wo man wirklich da hinkommt und sagt, mein Gott, dann tun wir auch die Bauherren so leid, dass auch das bleibt hängen irgendwann, wo man wirklich als Retter da hinkommt.

[42:15] Bastian Elsner:
Ja, klar.

[42:17] Christian Gräwe:
Und man denkt, oh Gott, wie mache ich es? Und wie sage ich es ihm jetzt? Weil das ist ja, wir überbringen manchmal dann auch sehr schlechte oder sehr negative Nachrichten und die geben ja auch teilweise dann sehr viel Geld aus. Und wir haben das auch ganz oft, dass Häusle Bauer wirklich ihr letztes Erspartes für ihr Haus ausgegeben haben, für ihren Traum, wollen wir sagen. Und dann geht der Schuss voll nach hinten los.

[42:36] Bastian Elsner:
Ich meine, das ist das Credo hier im Süden. Schaffe, schaffe, Häusle Bauer, am Schluss fürs Eigenheim. Und hier wird viel KNX auch im Smart Living Bereich eingesetzt. Und das tut natürlich extrem weh, wenn da was schiefgeht. Hast du ein ganz konkretes Projekt im Kopf, wo du sagst, du hast dir das Projekt am Anfang angeschaut? Warst super, super skeptisch, ob das überhaupt möglich ist? Und am Ende hat es doch noch geklappt. Hast du da eine Story, die du noch mit uns teilen kannst?

[43:01] Christian Gräwe:
 Wirklich noch gar nicht so lange her, zwei Jahre ungefähr. Ich müsste jetzt genau nachgucken. Da kamen wir als Hilferuf in eine Anlage, die tatsächlich nicht so funktionierte, wie es sollte. Das war also quasi der Anruf bei uns: Wir haben hier eine KNX-Anlage und da sind Aussage kleinere Problemchen, die muss man sich mal angucken. Und das kriegen wir jetzt nicht mehr hin. Na gut, okay, haben wir uns gedacht, schauen wir uns mal an. Sind wir hingefahren, haben uns das angeguckt und es entwickelte sich zu so einer, nennen wir es mal klein, Vollkatastrophe. Es waren wirklich unterschiedlich. Es war eine große Anlage. Wir hatten dort sehr viele Linien in dem Bereich, also KNX-Linien. Dann waren da aber teilweise Ringe drin, die wir gefunden haben. Wir waren von der Topologie, das war der Aufbau, das war eine völlige Katastrophe. Also da hat man richtig gemerkt, da hat sich jemand daran verwirklicht, der aber gedacht hat, okay, ich gucke jetzt mal mir ein YouTube Video an und dann kann ich es. So den Anschein hatte es.

Also wir hatten angefangen von zu vielen Produkten in einer Linie bis hin wirklich zu falscher Verkabelung. Wir hatten falschen topologischen Aufbau und wir hatten teilweise sogar Produkte, die einfach nicht dafür zum Einsatz waren. Also es waren zwar, wenn man das so sagen kann, sicherlich vom Protokoll her KNX-Produkte, aber einfach Produkte, die nicht über die ETS nativ zu programmieren sind.

Das gibt es auch tatsächlich. Hersteller, die sich die Technologie nehmen oder die Technologie benutzen, aber für ein eigenes Produkt quasi. Und das war wirklich so ein zusammengewürfelter Haufen, den wir da gesehen haben, wo man erst mal da gestanden hat und wir waren irgendwie gefühlt einen Tag beschäftigt, um erst mal ansatzweise festzustellen: Was haben wir überhaupt hier? Und dann hat das noch mal ganz lange gedauert, bis wir erst mal da zurechtkamen und dann, das zog es ja auch durch. Bis hin zu den Gruppenadressen, dass dann wirklich die Gruppenadressen, die wurden eigentlich so frei gewählt, so ach komm, für Licht ein nehme ich jetzt mal die Gruppenadresse und für Licht aus nehme ich mal die Gruppenadresse, am ganz anderen Ende.

Und das war so ein völliges Tohuwabohu oder wie die Kinder das so sagen würden. Das war so ein völliges Stück Chaos. Das hat wirklich lange gedauert. Wir haben uns dann irgendwann lang mit dem Bauherrn dazu entschlossen, da wirklich einen Cut zu machen. Also wir haben dann nicht den Ansatz verfolgt, das jetzt gerade zu ziehen, weil das wäre ein Fassen unter Boden gewesen. Und da muss ich auch dann einfach sagen: "Hey, was sollen wir jetzt hier tun? Sollen wir jetzt hier irgendwie, weiß ich nicht, drei, vier, 500 Stunden unter Umständen reinballern, ohne zu wissen, wann Ende ist? Ich kann dir das nicht sagen, wann das hier vorbei ist." 

[45:30] Bastian Elsner:
Das macht den Kunden natürlich auch keinen Spaß, dann so ins Ungewisse rein zu arbeiten und dann ins Ungewisse rein zu zahlen. Nein, nein.

[45:36] Christian Gräwe:
Oder sollen wir jetzt einfach mal einen Cut machen und wir machen es einfach neu und dann ist es gut. Jetzt muss man sehen: Wie alt war das Gebäude? Das war noch gar nicht so alt. Wir haben sogar tatsächlich auf dieses Projekt angeboten. Das war bei dem Bauherrn damals, zu dem damaligen Zeitpunkt, war das dann zu teuer und hat sich dann halt jemand gesucht, böse gesprochen, so leid es mir tut, der es günstiger gemacht hat.

Am Ende haben wir es dann trotzdem nochmal neu gemacht und mit Einschränkungen, weil auch wir können natürlich keine Kabel unter dem Putz neu verlegen. Das geht nicht. Die Leitung, also die liegt und dann liegt die erst mal. Sondern dann müssen wir damit arbeiten. Ja, das war so ein Projekt, das ist ein bisschen hängengeblieben, weil irgendwie, ja, man denkt sich, man, hättest du dann doch mal von Anfang an. Aber irgendwie, so muss jeder mal auch lernen. Bei uns gibt es den Spruch, das erste Haus baut man, weil man es bauen möchte und das zweite Haus, da macht man es dann richtig.

[46:31] Bastian Elsner:
Ich habe noch einen anderen Spruch, den habe ich hier schon ein paar mal gehört: Bauen ist grauen. Den kann ich noch nicht, ist aber schön. Passt, glaube ich, ganz gut dazu.

Christian, wir sind fast schon am Ende von unserer Zeit von der heutigen Folge. Vielleicht zum Abschluss nochmal eine Frage. Was rätst du jemandem, der über die Implementierung einer KNX Anlage nachdenkt? Ich würde für mich nochmal kurz zusammenfassen, was ich heute von dir lernen durfte:
Das ist einmal frühzeitige Planung. Wir müssen einen Fachmann in Form von einem Systemintegrator hinzuziehen und wir müssen Vorteile langfristig betrachten. Das ist auch das, was ich vorhin gemeint hatte. Eine KNX Installation ist in erster Linie kein Kostenblock. Es ist eine Investition in ein energieeffizientes Gebäude, das absolut zukunftssicher ist. Habe ich was vergessen? Was darf noch nicht fehlen?

[47:26] Christian Gräwe:
Ja, du musst halt wirklich gucken, was ist es für ein Gebäude? Also Wohngebäude, dann Komfort. Ist es ein Zweckgebäude, dann müssen wir vielleicht andere Aspekte reinhalten. Oder was wir gerade Thema hatten, auch Secure, also das ganze Thema Sicherheit. Man muss sich wirklich so früh wie möglich damit beschäftigen, das Gebäude klassifizieren. Was macht es? Was tut es? Was möchte ich? Die Kundenwünsche, man muss sich wirklich die Kundenwünsche anhören.

Ich sage auch zu Kollegen, sprecht mit dem Kunden, was der will. Ihr müsst ihm Beispiele geben. Im Regelfall, das ist nicht bös gemeint, das ist ein Fakt. Der Kunde weiß gar nicht, was der will, weil er weiß ja gar nicht, was geht. Der kennt die Produkte nicht, deswegen sucht er sich einen Fachmann. Also müsst ihr die Beispiele vorangeben. Ihr müsst zeigen, was geht. Ich sage immer, ich zeige Ihnen alles. Ich sage dann direkt im Vorfeld, passen Sie auf, ich möchte hier kein Verkaufsgespräch draus machen. Ich zeige Ihnen alles, was geht. Natürlich, das ist irgendwo letzten Endes immer mit Geld verbunden. Aber ich möchte mir nicht nachsagen lassen, Mensch, hätten Sie mal was gesagt.

Weil die Entscheidung, ob ein Kunde etwas haben möchte, muss der Kunde treffen. Ich bin ja auch, das merken wir immer wieder, gerade im Elektrohandwerk, dass ja die viele Elektriker oder dem Elektrohandwerk angeschlossenen Unternehmen sind ja nicht nur die Elektriker, habe ich immer das Gefühl, die sind ja auch die Finanzberater der Kunden. Da kommt ja vom Elektriker gerne mal, oh Gott, das ist viel zu teuer. Wo ich mir dann denke, oh, na gut, wenn du auch über die finanziellen Mittel des Kunden entscheidest, dann bist du ja multifunktional einsetzbar. Also ich erfülle einfach dem Kundenwunsch seine Wünsche, also was er haben möchte, letzten Endes. Und entscheide nicht, ob er es bezahlen möchte oder kann oder muss. Wenn der sich das wünscht und meint, er muss das haben, dann soll er das in Gottes Namen doch bitte auch bekommen.

[49:05] Bastian Elsner:
Das würde ich auch so sagen, weil am Ende des Tages, wer nutzt die Produkte und wer wird im schlimmsten Fall auch sauer auf die Produkte, auf den Standard, wenn eben genau so was passiert. Und das gilt es zu vermeiden. Da gehe ich total mit. Der Fokus muss auf den Kunden, auf den Bauherr und schlussendlich dem Nutzer sein.

[49:22] Christian Gräwe:
Und je früher wir damit in Berührung kommen, so früh wie nur möglich, desto besser wird es tatsächlicherweise. Man muss sich auch mal eingestehen. Wir wollen doch ein perfektes Gebäude.

Fazit & Appell: So wird Gebäudeautomation wirklich nutzerzentriert


[49:33] Bastian Elsner:
Vielleicht noch mal so ein Appell oder so ein kleines Fazit von unserem von unserem echt coolen Gespräch heute. Vielleicht auch noch eine andere Anekdote aus dem Beirat, wo wir ja zusammen arbeiten. Möchtest du da noch was teilen?

[49:47] Christian Gräwe:
 Ja, ich denke immer sehr gerne wirklich an die damals legendäre Sitzung nach dem Beirat in Fulda. Und ich werde es nicht vergessen, wo wir wirklich den ganzen Tag da gesessen haben, um ein Leitsatz, ein Leitbild zu kreieren. Und in den letzten, ich glaube, korrigiere mich, Bastian, es waren wirklich 30 Minuten in den letzten 30 Minuten. Ja, auch ja. Wo gefühlt viele schon gedacht haben, so wie fahre ich gleich nach Hause? Ich gucke schon mal in der Stauschau im Handy, wo ich gleich langfahre.

Und dann passierte doch noch irgendwie das kleine Wunder, wo wir noch mal in uns gegangen sind in Arbeitsgruppen und wirklich auf den letzten Minuten in dem von dir auch indizierten Thema in dieser Herangehensweise, wo wir dann das Leitbild geschaffen haben. Und genau das ist tatsächlich halt mein Credo oder auch mein Motto, dass wir gemeinsam Lösungen schaffen, damit die Menschen ihren Lebensraum, ihr Gebäude lieben. Und das ist auch das Wichtigste. Und ich finde, das ist auch, das sagt auch alles aus.

Ich meine, wir verbringen so viel Zeit in Gebäuden, egal ob es jetzt ein Firmengebäude ist oder unser Privathaus. Wenn man sich das mal in Stunden ausrechnet, wie viel Zeit wir darin verbringen, dann muss es doch auch einfach gut werden.

[51:03] Bastian Elsner:
Das müssen wir genauso als Appell stehen lassen. Vielen, vielen Dank für das wunderschöne Schlusswort.

Jetzt noch ein paar Worte an unsere Zuhörer: Wenn ihr selber vielleicht mit Christian in Kontakt treten wollt und da vielleicht noch ein paar Rückfragen zu den Themen habt, packe ich euch den Link zu seiner Website unten in die Show Notes von der heutigen Folge und auch noch den Link zu seinem LinkedIn-Profil, weil da das freut mich auch immer wahnsinnig, wenn Christian ein bisschen Blick hinter die Kulissen von seinem Arbeitsalltag gibt. Genau das packe ich euch unten rein.

Und wie immer freuen wir uns wahnsinnig über das Feedback. Und bis dahin sage ich schon mal bis zur nächsten Folge von "Menschen, Lebensräume und Technik". Mein Name ist Bastian Elstner und bis zum nächsten Mal. 

[51:50] Christian Gräwe:
Vielen Dank.

Autor: Elsner Elektronik Redaktionsteam | Stand: 09/2025

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